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Bei der Granatapfelernte in Rahova – 12 – 1. Teil
proză [ ]
Erinnerungsroman von Anni-Lorei Mainka [Almalo ] (1958 - 2014)
Colecţia: Übersetzungen

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de [Delagiarmata ]

2017-05-12  | [Acest text ar trebui citit în deutsch]  

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Der Fluch des Wassers und der Weg zum Teich

- Gehen wir zum Teich, Mihăiță?
- Gehen wir.
- Was wünschst du dir vom Weihnachtsmann, wenn er denn kommt?
- Ich wünsche mir, einen ganzen Tag Bananen und Orangen zu essen.
- Gut, sage ich ihm, vielleicht weißt du, dass Mutter Köchin an der Botschaft ist.
- Aber, was ist das, Botschaft?
- Ein Haus, also ein Block, in dem viele Menschen aus mehreren Ländern sind, sie reden miteinander in verschiedenen Sprachen.
- Reden sie über uns?
- Ich glaube nicht, sie reden von Dingen, die niemand versteht. Ich war dort, Mutter bereitete ein Essen vor und, um zu sehen was sie machen, habe ich ihnen kleine, grüne Frösche unter die Sitzkissen gelegt, die sprangen, als sie sich hinsetzten; sie haben sich vor Lachen verbogen und dabei vergessen, über was sie geredet haben.
- Haben sie dich getadelt?
- Nein. Sie lachen über alles. Sie reden nur miteinander und schauen nicht umher. Ich glaube, dass sie sich beim Anblick dieser Fröschlein sehr gefreut haben.
- Wie gut es ist, klein zu sein wie wir. Du stellst dich hin, wo du willst, und schaust und schaust hin, wo du willst.
- Mutter musste in eine Art Zimmer gehen, das Sekretariat heißt.
- Was ist das, „Sekretariat“?
- Ich weiß nicht genau. Ich weiß, dass dort eine Frau ist, die einen Haarknoten und eine Schreibmaschine hat und die sich den ganzen Tag mit Lippenstift über die Lippen fährt, sie riecht nach Nagellack, aber Mutter haben sie gesagt, sie solle nicht mehr mit dem Kind kommen, also mit mir.
- Aha, du darfst nicht mehr in diese Häuser.
- Nein, ich habe ihnen Fröschleins hingelegt …, sie haben gelacht, aber du darfst nicht lachen, wenn du in einem Haus, das Sekretariat oder Botschaft heißt, bist. Weist du es jetzt?
- Aha, Häuser, in denen man nicht lacht …
- Ja, das sagte auch Mutter, aber ich habe ihr nicht geglaubt …
- Hei, dann ist bei mir zuhause Botschaft, gelacht, wird nicht gelacht, laut wie bei dir die Mutter. Mutter Lila macht den ganzen Tag Opferkuchen und sieht Gespenster. Hast du gesehen, wie sie allein spricht? Ja, sie ist meine Mutter. Es ist große Angst, es ist Angst vor dem Wasser und es ist Angst vor ihrem Schatten. Hast du gesehen, wie schnell sie in diesen ausgetretenen Bundschuhen* geht?
- Ich weiß, sie hat ein Weihwasserbüschel über den Zaun geworfen! Und sie hat über die Länge des ganzen Zauns gerufen, ich soll nicht mehr rücklings auf dem Stuhl liegen. Entkleidet deine Mutter sich nie bis aufs Unterhemd?
- Nein, Mutter Lila ist immer angezogen und spricht nur von Toten, und sie hat sogar vor meinen Heften Angst und will nicht einmal, dass wir uns einen Brunnen machen.
- Also werdet Ihr immer Wasser von uns holen?
- Ich glaube schon. Mutter Lila fürchtet sich vor dem Wasser. Du weißt nicht, meine Omas und Opas sind alle ertrunken, darum sind wir aus dem Dorf weggezogen. Dort in Prunaru* spricht niemand mehr mit dir, wenn jemand aus deiner Familie im Wasser gestorben ist oder es sich durch den Kopf gehen ließ, sich selber umzubringen …
- Jetzt weiß ich, warum deine Mutter immer Schwarz trägt, also Trauer. Dieses Wort Trauer scheint mit Schwarz nicht zusammenzupassen … Bei uns trägt man selten Schwarz, Mutter sagt, dass nur faule Menschen sich in Schwarz kleiden, weil sie nicht täglich waschen wollen …, Vater sagt, dass alle, die sich täglich waschen, Verschwender sind, denn wir arbeiten doch nicht in der Mine …

Ich und Mihăiță spielten oft mit den Wörtern, denn Spielzeuge hatte er kaum. Ich hatte welche, aber seine Mutter gestattete ihm nicht, sie auch zu sich zu nehmen, und dann nahm ich sie auch nicht mehr.

So, mit den Augen nach oben, bis uns der Schwindel packte, fragte er und ich sagte ihm, was ich von einem Wort hielt, von dem er noch nichts gehört hatte, oder umgekehrt. Er verstand nicht, warum er nicht begreift, dass wir eine andere Sprache sprechen, und lachte laut, wenn Vater rumänisch redete …

Das waren die Nachbarn hinter unserem Haus. Eines Tages erfuhren wir, dass sie sich ein Haus bauen wollen, aber nicht aus Ziegel, sondern aus Erde; sie wollten es an unseres kleben, was ihnen auch gelungen ist. Unser Ziegelhaus stützt ihres auch jetzt, obwohl sie gar nicht mehr sind.

Ein Haus aus Erde ist ein Fachwerkhaus. Es wird im Sommer gebaut. Viele Menschen versammeln sich um eine Grube, viel Wasser, Erde und Stroh. Alle lachen, stehen im Kreis und richten ihre Blicke nach unten auf die nackten Füße. Dann treten die Füße die Erde bis sich eine Art Krem bildet. Die vermengt man mit Stroh und gießt sie in Holzformen.

Dann liegen sie an der Sonne und trocknen. Nichtgebrannte Ziegel, Fachwerk. Mihãiþã und alle Kinder der Straße, wir haben um diese Kreise herum gespielt, die dann zu Ziegel wurden und wuchsen und wuchsen, bis sie ein Haus wurden, ihr Haus.

Mihăiță wusste nicht, dass sein Geburtstag ein anderer Tag ist, dass die Menschen ihren Geburtstag feiern, aber der Tag kommt, und er ist immer dein, auch wenn du es nicht weißt, so wie er es nicht wusste.

An einem Maitag in einem wüsten Lärm weinte Mihăiță. Es war der letzte Tag, an dem ich ihn gesehen habe, klein, befleckt, seine Mütze seitwärts verschoben und die Finger fettig.

- Wir gehen heute nicht an den Teich, sagte er mir schluchzend. Sammele die Kaulquappen ein und bewahre sie im Eimer auf, bis ich komme. Denn ich komme, du sollst auf mich warten, und gib ihnen Wasser.
- Fahrt Ihr wieder aufs Land, um Essen zu besorgen?
- Nein, wir fahren zu Großmutters Begräbnis.
- Warte, ich weiß nicht, wie ich allein alle Kaulquappen einsammeln soll …, habe ich noch gesagt, hoffend, dass er aufhört zu weinen.

Ich ging zu Mutter und bat sie, das Problem zu lösen, sie regelte immer alles. Mutter hat es versucht, aber ohne Erfolg. Das ist eine jener Situationen, die Mutter sich bis ins hohe Alter nicht verzeihen konnte. „Vielleicht hätte ich insistieren sollen, aber ich dachte nicht, dass das Wasser alles anzieht, so stark …“, flüsterte sie immer, wenn wir uns an das Zahnlückenlächeln Mihãițãs durch den Bretterzaun des Rosengartens erinnerten.

Mihăiță durfte nicht bei uns bleiben. Er ging mit Mutter Lila. Er ging aufs Land und kehrte nicht mehr zurück. Mama Lila kam erst nach einer Woche mit dem Lkw des größeren Jungen, Costel, und begann plötzlich zu schreien, dann zu brüllen und sich die Haare aus dem Kopf zu reißen. Wir sind erschrocken, die ganze Straße kam heraus.

Während sie bei der Beerdigung der Großmutter waren, ging Mihăiță zum Fluss am Dorfrand und verlor seinen Ball in den Fluten, das Wasser hat ihn genommen und so ist auch er ertrunken wie seine ganze Familie.

Mama Lila hat mich seit damals nicht mehr beim Namen genannt.

Der Weg zum Teich war nicht mehr wie vorher. Es war eine Art Gehen durch den Morast, ein schwerer Weg, allein. Am 9. hätte sein Geburtstag sein sollen, immer am 9. Mai spüre ich meine Hände voll mit Kaulquappen und ich sehe ihn mit seiner Mihăiță-Mütze schief auf dem Kopf, mit den blauen Flecken am ganzen Körper wie Stempel auf den Essenskarten, mit Kleidern ohne Knöpfe. Der Gang allein zum Teich hat keinen Sinn.

- Off, jetzt hätte mein Miăiță auch die Schule beendet, aber der Herrgott hat ihn mit seinen Gewässern genommen.
- Guten Tag, Tante Lila, soll ich dir etwas schreiben.

Sie kam vor Weihnachten und Ostern mit einem vergilbten Papierblatt und einem alten Bleistift, ich solle ihr Kirchenliedertexte schreiben. Sie hatte 17 tote Familienmitglieder, alle ertrunken, und immer, wenn ich schreiben musste, wunderte ich mich, und sie schlug sich mit der flachen Hand mal auf die Stirn, mal auf die Brust. 17 Zeilen mit einem chemischen Stift auf vergilbten Blättern, die dann in der Kirche hinterlegt wurden, um einen Zustand im Jenseits zu lindern. Ich habe an jene Toten bis zu unserem Weggehen geschrieben, was danach passiert ist, weiß ich nicht.

Tante Lila war Analphabetin und ihr Leben waren die zwei Buben: Mihăiță und Costel. Vetter Petre hatte anscheinend keine Stimme, er grüßte stumm, nur der Hut bewegte sich ein wenig, wenn er mit dem Kopf nickte, so viel. Eines Tages schrie Tante Lila, aber nicht sehr laut, sie hatte in den letzten Jahren keine Stimme mehr. Auch der große Sohn war im Fluss bei Dumitrana* ums Leben gekommen, er hatte den Weg verfehlt, mit dem Lastkraftwagen Sack und Pack. Bis zu meinem Weggehen aus der Straße habe ich viele heilige Texte geschrieben, ich habe nicht richtig verstanden, was sie mitteilen wollte oder warum sie unaufhaltsam schreiben musste, unaufhaltsam ohne ein Zeichen von der anderen Seite.

Vielleicht gibt es ein Schicksal, und wie weit du dich auch vom Fluss entfernen magst, folgt der Fluss dir. Mutter versuchte mir zu erklären, dass Mihăiță nicht weit ist, aber gesehen habe ich ihn nicht mehr.
Ich schaute durch den Zaun, aber niemand mehr brachte mir Nüsse oder Opferkuchen vom Lande. Niemand mehr verlangte Flieder, mein einziger Freund aus der Straße ging an einem Maitag. Er wurde am 9. Mai geboren und starb am 9. Mai in seinem 9. Lebensjahr.
Mit der Zeit, nachdem die Serie mit den Toten aufhörte, konnten wir etwas ruhiger leben. Die Alten der Straße wurden immer merkwürdiger und die paar Kinder kümmerten sich um ihre Probleme.

[aus dem Rumänischen von Anton Potche]

*Worterklärungen
Bundschuhe (rum.: opinci) = traditionelle Bauernschuhe, die heute noch von Trägern der Volkstracht getragen werden
Prunaru = Dorf im Kreis Teleormann (eine der ärmsten Gegenden Rumäniens)
Dumitrana = Dorf im Kreis Ilfov, südlich von Bukarest, am Dorfrand fließt der Fluss Argeș

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